Der Madsack Award

Guter Journalismus ist gar nicht so selten. Aber nicht immer sind bedeutende Leistungen so gut sichtbar, wie sie es verdient haben. Sei es, weil sie im Medienrauschen untergehen, sei es, weil die Arbeit im Hintergrund geschieht. Wir wollen dazu beitragen, dass sich das ändert. Die Stiftung vergibt den Madsack Award mit Blick auf Substanz und Qualität journalistischer Arbeiten. Die Auszeichnung geht an Personen und Redaktionen, deren Leistungen die Ziele der Stiftung in besonderer Weise widerspiegeln. Dabei sind alle Mediengattungen und Verbreitungswege willkommen.

Die Auszeichnungen 2023

Foto: Schaarschmidt

Ausgezeichnet: Franziska Klemenz mit Laudator Takis Würger.

Herausragende Lokalreporterin:
Franziska Klemenz

Sie geht dorthin, wo es wirklich zählt: im Lokalen, unmittelbar vor Ort. Und das in Sachsen, wo die Fronten oft verhärteter sind als anderswo. Franziska Klemenz berichtet als Reporterin in Dresden über Menschen in extremen Situationen – wir freuen uns sehr, sie dafür mit dem Madsack Award 2023 auszeichnen zu können.

Bereits ihre erste journalistische Erfahrung führte sie als Praktikantin der regionalen „Sächsischen Zeitung“ auf eine Pegida-Demonstration in ihrer Landeshauptstadt. In den vergangenen acht Jahren schieb Klemenz über Rechtsradikale, Querdenker, Geflüchtete und Impfgegner, die an Corona sterben. Dabei sah sie nicht nur zu, sondern genau hin. Nicht um zu urteilen, sondern um zu verstehen, was die Menschen auf die Straße treibt. Sie hat erfahren, dass dieser Loklajournalismus nicht selbstverständlich ist und hohen Einsatz verlangt – als sie beschimpft, beleidigt und bedroht wurde. Sie gewöhnte sich an, Notizen in ihrem Telefon zu machen, damit Radikale sie nicht als Journalistin erkennen.

Mit ihren präzisen Texten, ihren einfühlsamen Reportagen und ihrem journalistischen Mut ist Klemenz, die mittlerweile für Table.Media arbeitet, längst zu einem Vorbild für junge Lokaljournalistinnen und -journalisten geworden. Nicht nur in Sachsen.

Foto: Dröse

Hochgelobt: Pia Lamberty und Katharina Nocun mit Laudator Hendrik Brandt.

Kämpferinnen für die Aufklärung:
Pia Lamberty und Katharina Nocun

Was stimmt eigentlich (noch)? Woher kommen all die Unsicherheiten und Aggressionen in unseren öffentlichen Debatten – und werden sie womöglich gefährlich? Auf diese und weitere Fragen suchen und finden die Autorinnen Pia Lamberty und Katharina Nocun in ihren aktuellen Büchern überzeugende und manchmal auch überraschende Antworten. Dafür erhalten sie den Madsack Award 2023.

Ganz gleich, ob es ihnen um „Fake facts“, „True facts“ oder wie in ihrem jüngsten Buch „Gefährlicher Glaube“ um die Esoterik geht – die Autorinnen liefern stets einen wichtiger Beitrag zur Aufklärung im derzeit so unübersichtlichen Meinungs-Terrain. Sie analysieren die Entstehung und Verbreitung von Verschwörungsmythen und beschreiben, welche Auswirkungen sie auf unser demokratische Zusammenleben haben können. Die Psychologin Lamberty und die Journalistin Nocun sind dabei klar in Analyse und Urteil, vermeiden aber Brüskierungen oder gar Schaumschlägerei. Sattdessen geben sie auch praktische Tipps, wie man mit Verschwörungserzählungen umgehen kann, ohne in völlig fruchtlose Konflikdebatten einzusteigen.

„Gefährlicher Glaube“ ist wie die gesamte gemeinsame Arbeit der Publizistinnen in der jüngeren Zeit ein Plädoyer für eine offene, demokratische Gesellschaft, die auf Fakten und Vernunft basiert – und damit eine wichtige Wortmeldung in diesen Zeiten.