Der Madsack Award

Guter Journalismus ist gar nicht so selten. Aber nicht immer sind bedeutende Leistungen so gut sichtbar, wie sie es verdient haben. Sei es, weil sie im allgemeinen Medienrauschen untergehen, sei es, weil die Arbeit im Hintergrund geschieht. Wir wollen dazu beitragen, dass sich das ändert. Die Stiftung vergibt den Madsack Award mit Blick auf Substanz und Qualität journalistischer Arbeiten – vor allem im Lokaljournalismus. Die Auszeichnung geht an Personen und Redaktionen, deren Leistungen die Ziele der Stiftung in besonderer Weise widerspiegeln. Dabei sind alle Mediengattungen und Verbreitungswege willkommen.

Die Stifterin und ihre Preisträger: Sylvia Madsack (Mitte) mit Christian Gold, Sebastian Böhm, Julia Weigelt und Philipp Hübl (von links).

Die Madsack Awards 2024 sind vergeben

Es war ein spannendes Rennen – mit überzeugenden Siegerinnen und Siegern: Reporterin Julia Weigelt (für eine Arbeit in der „Böhme-Zeitung“, Soltau) sowie das Team Sebastian Böhm und Christian Gold („Der neue Tag“, Weiden) sind die Gewinner der Madsack Awards 2024 im Bereich Lokaljournalismus.

Zugleich zeichnet die Stiftung den Berliner Philosophen Philipp Hübl mit einem Madsack Award in der Kategorie Sachbuch aus. Er erhält den Preis für sein Buch „Moralspektakel“, das im Frühjahr erschienen ist.

Die Preise sind mit je 5.000 Euro dotiert.

Die Auszeichnungen 2024

Foto: Schaarschmidt

Ausgezeichnet: Julia Weigelt mit Laudator Georg Mascolo.

Herausragende Lokalreporterin:
Julia Weigelt

Julia Weigelt erhält die Auszeichnung für ihre hartnäckige Recherche zum „Dethlinger Teich“ – einer für lange Zeit vergessenen Tagebaugrube im niedersächsischen Heidekreis, in der große Mengen giftiger Altmunition lagern. Für mehr als 100 Jahren diente die Grube deutschen wie Alliierten Truppen als Deponie nicht zuletzt für Giftgasgranaten. Über Jahrzehnte hinweg gab es kaum Bemühungen zur Sicherung und Sanierung des verseuchten Geländes. Weigelts Berichterstattung im Auftrag der örtlichen „Böhme-Zeitung“ änderte dies: Nach Erscheinen ihrer Zeitungsserie entschlossen sich die Behörden zum Handeln.

„Julia Weigelt haben der Heidekreis und das ganze Land die überfällige Sanierung einer der gefährlichsten Chemiewaffen-Altlasten zu verdanken. Der Madsack Award ehrt besondere Leistungen im Bereich des lokalen Journalismus – und ein besseres Beispiel lässt sich kaum finden. Journalismus kann Großes bewirken. Journalismus kann Gutes bewirken.“

Georg Mascolo, früherer „Spiegel“-Chefredakteur, in seiner Laudatio auf die die Preisträgerin.

Foto: Schaarschmidt

Hochgelobt: Christian Gold und Sebastian Böhm mit Laudator Hendrik Brandt.

Herausragende Crossmediaarbeit:
Sebastian Böhm und Christian Gold

Die Stiftung ehrt die sorgsame und detaillierte Spurensuche, die Sebastian Böhm und Christian Gold für die Oberpfalz Medien („Der neue Tag“) zu den ersten „Stolpersteinen“ im bayerischen Weiden angestellt und herausragend aufbereitet haben. Sie zeichnen die Wege und Spuren der jüdischen Familie Kupfer aus ihrem Ort nach – vom 19. Jahrhundert über den Terror der Nazis, der die Familie fast auslöschte, bis in die heutige Zeit. Bemerkenswert ist neben der fünfmonatigen Recherchearbeit auch die gelungene crossmediale Aufbereitung der bewegenden Geschichte, die in der gedruckten Zeitung wie in einer Podcast-Serie, diversen Online-Artikeln und einem abgeschlossenen Magazin ungewöhnlich viele Gruppen von Rezipienten zugleich erreicht hat.

„Diese Arbeit verbindet das Beste, was Lokaljournalismus leisten kann: gründliche und einfühlsame Recherche sowie die Präsentation der Ergebnisse in bemerkenswerter Qualität. Hier können viele, auch weit größerer Redaktionen von der Oberpfalz lernen“.

Hendrik Brandt, Geschäftsführer der Madsack Stiftung, in seiner Laudatio

Foto: Schaarschmidt

Herausragend: Philipp Hübl mit Laudator Takis Würger.

Sachbuch Award:
Philipp Hübl

Der Autor und Philosoph Philipp Hübl ist der Gewinner des Madsack Awards 2024 in der Kategorie Sachbuch. Mit „Moralspektakel“ setzt Hübl gedanklich fort, was er mit den Arbeiten „Bullshit-Resistenz“ (2018) und „Die aufgeregte Gesellschaft“ (2019) begonnen hat. In dem ausgezeichneten Werk beleuchtet der Berliner Philosoph Aufbau und Ablauf gesellschaftlicher Debatten, die er in der scheinbar moralisch abgesicherten Rechthaberei und Ausgrenzung beschädigt sieht. Er beschreibt die sprachliche und gedankliche Engführung im Wissenschaftsbetrieb oder in Frage der Gendersprache – ohne sich dabei den lauten Opferklagen etwa des Rechtspopulismus auch nur anzunähern. Im Gegenteil: Er setzt sich mit seinen Beobachtungen und den Anmerkungen zur normativen Ethik im zweiten Teil des Buches bewusst und gekonnt zwischen alle Stühle.

„Philipp Hübl zeigt mit seinem Sachbuch „Moralspektakel“ auf herausragende Weise, wie wichtig es für eine Gesellschaft ist, auch schwierige Themen kühl, mündig und analytisch zu diskutieren, statt Debatten zu missbrauchen, um den eigenen Status zu erhöhen. Hübl gelingt mit „Moralspektakel“ ein preiswürdiger Zwischenruf, der lange nachhallt.“

Schriftsteller und Stiftungsvorstand Takis Würger in seiner Laudatio auf den Preisträger.