Verpflichtung der Tradition
Sylvia Madsack wurde in Hannover geboren und ist dort aufgewachsen. Sie studierte Psychologie und erarbeitete sich ihr journalistisches Handwerk beim Münchner Merkur, wo sie volontierte. In der Redaktion für Regionalpolitik lernte sie, wie wichtig eine mutige und kritische Berichterstattung im Lokaljournalismus ist. Später arbeitete sie als Textredakteurin für die Zeitschrift Freundin.
Das geschriebene Wort bestimmt Sylvia Madsacks Berufsleben. Sie übersetzte Romane und Sachbücher aus dem Englischen und Französischen. Im Jahr 2008 erschien ihr erster Roman. Seitdem konzentriert sie ihr Schreiben auf die Belletristik. Sylvia Madsack ist Autorin von vier Romanen, ihr jüngstes Buch „Enriettas Vermächtnis“ erschien im Pendragon Verlag.
Mit der Madsack Stiftung will sie den Journalismus in der Tradition ihrer Familie fördern.
Das Haus Madsack
Am Anfang stand die Idee. Aus ihr heraus entwickelte sich ein überaus erfolgreiches Start-up-Unternehmen – lange bevor es den Begriff überhaupt gab. Unternehmer August Madsack hatte sich mit seiner Familie zu Beginn der 1890er Jahre aus dem Baltikum nach Hannover aufgemacht, um eine Zeitung zu gründen.
Er war sich sicher, wie das gelingen könnte: Seine Zeitung sollte kein Blatt sein, das sich nur den Interessen bestimmter Interessengruppen oder Bevölkerungsteile zuwandte – er wollte ein Angebot für möglichst viele Menschen machen. Zwar hatte er das Prinzip eines solchen „Generalanzeigers“ nicht erfunden, aber der Erfolg seines 1893 erstmals erschienenen „Hannoverschen Anzeigers“ war der beste Beweis dafür, dass seine Initiative die richtige in ihrer Zeit war.
Der „Anzeiger“, zu dessen Autoren im frühen 20. Jahrhundert auch der Schriftsteller Hermann Löns gehörte, war ganz im Ton der Zeit bald die wichtigste publizistische Stimme in der Region Hannover. Verlagsgründer August Madsack und seine Frau Luise, die ihrerseits eine Zeit lang journalistisch arbeitete, wurden wie ihre Zeitung schnell Teil der Gesellschaft in der damaligen preußischen Provinzhauptstadt, in der noch viele Menschen dem erst 1866 gescheiterten eigenen Königreich nachtrauerten. Madsacks bürgerlich-konservative Zeitung wuchs schnell. Sie überstand die wirtschaftlichen Probleme, die der erste Weltkrieg und die unmittelbare Nachkriegszeit mit sich brachten und konnte in der Weimarer Republik weiter beachtliche Erfolge erzielen.
Ein Symbol hierfür war der Bau eines für damalige Verhältnisse sensationellen neuen Verlagsgebäudes in der hannoverschen Innenstadt: Dort entstand nach Plänen des Hamburger Architekten Fritz Höger 1927/28 das erste ernstzunehmende Hochhaus der Stadt. Mit seiner expressionistischen Backsteinarchitektur steht es bis heute für einen echten unternehmerischen Aufbruch.
Publizistisch lenkte damals bereits August Madsacks dritter und jüngster Sohn Erich das Unternehmen; nach dem überraschenden Tod seines Vaters im Februar 1933 übernahm er auch die Leitung des Verlages. Der promovierte Philologe suchte mit der „Anzeiger“-Mannschaft seinen Weg durch die NS-Zeit. Anpassung und Wohlverhalten einerseits stand der Kampf mit den Machthabern um die Eigenständigkeit des Verlags gegenüber. Er endete 1943, als auch der „Anzeiger“ im 50. Jahr seines Bestehens der Fusion mit einem NS-Blatt zustimmen musste und das Unternehmen zunächst nicht weiterarbeiten konnte.
Unmittelbar nach dem Ende von Krieg und Naziterror konnte Erich Madsack mit einigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im weitgehend unzerstörten Anzeiger-Hochhaus den abgerissenen Faden wieder aufnehmen.
Die Wochenzeitung „Land und Garten“ hielt das Unternehmen über Wasser; 1949 schließlich erhielt Madsack von der Militärbehörde die Erlaubnis, wieder eine Tageszeitung herauszugeben. Die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ (HAZ) entstand – und mit ihr eine zweite, noch größere Erfolgsgeschichte der Verlegerfamilie Madsack. Die bürgerlich ausgerichtete HAZ wurde wie schon ihr Vorgänger, der “Hannoversche Anzeiger“, binnen weniger Jahre zum erfolgreichsten publizistischen Angebot in Hannover und dem neuen Bundesland Niedersachsen. Schon in den sechziger Jahren stand sie an der Spitze der regionalen Auflagenstatistiken. Nach dem Tod Erich Madacks im Jahr 1969 übernahm dessen Frau Luise für einige Jahre die Geschäftsführung und setzte den bereits zuvor begonnenen Expansionskurs des Hauses entschlossen fort. Auf Beteiligungen an Medienunternehmen in Niedersachsen folgten zahlreiche weitere Investitionen – die Familie legte somit den Grundstein für die heutige MADSACK Mediengruppe, die mittlerweile zu den größten Medienunternehmen in Deutschland zählt.
Bis heute ist Sylvia Madsack, die Gründerin der Madsack Stiftung, als Tochter von Erich und Luise Madsack dem Unternehmen als Gesellschafterin tief verbunden – jenem Haus, das nicht nur in seinem Namen eine stolze Verlegertradition fortführt. Zur Geschichte der Familie Madsack und ihres Verlages liegt im Wallstein-Verlag eine ausführliche Untersuchung des Historikers Prof. Dr. Jens Flemming vor: Mehr erfahren!
Seltenes Dokument: Der Bau des Anzeiger-Hochhauses im Film aus dem Jahr 1928.